Facharzt für innere Medizin // Gastroenterologe - Krankheitsbilder

Verstopfung und Durchfall

Bei Verstopfung und Durchfall handelt es sich nicht um Erkrankungen sondern um Symptome, die viele Ursachen haben können. Es sollte deshalb das Ziel sein, eine Diagnose zu stellen, die dann behandelt werden kann. Wenn alle durchgeführten Untersuchungen unauffällig bleiben, kann die Diagnose eines Reizdarmsyndroms gestellt werden. Hierbei handelt es sich – vereinfacht ausgedrückt – um eine verringerte Darmbewegung (welche dann zu Verstopfung führt) oder um eine gesteigerte Darmbewegung (welche dann zu Durchfall führt).

Verstopfung

Definition

Maximal 2 Stuhlentleerungen und heftiges Pressen bei der Entleerung oder Gefühl einer inkompletten Entleerung.

Epidemiologie

Bei den über 75-jährigen sind 11% der Frauen und 4% der Männer betroffen.

Ursache

  • zahlreiche Medikamente wie z.B. Schmerzmedikamente, Medikamente gegen Bluthochdruck, Parkinson und Depression verursachen Verstopfung
  • Symptom bei vielen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen, Depression, Morbus Parkinson.
  • Eine Engstelle des Darmes
  • Allgemeine Lebensweise: zu geringe Flüssigkeitszufuhr, zu wenig Bewegung, faserarme Kost
  • Reizdarmsyndrom: „träger Darm“

Diagnostik

  • Untersuchung des Darmausganges
  • Laboruntersuchungen
  • Darmspiegelung (Koloskopie) zum Ausschluss von Darmkrebs und anderen Engstellen
  • Spezialuntersuchungen

Therapie

  • Wissen um die normale Stuhlfrequenz: bei fehlenden Beschwerden sind 2-3 Stühle je Woche durchaus ausreichend.

Allgemeinmaßnahmen

  • Morgens auf nüchternen Magen 1 Glas stilles Wasser trinken
  • Darmentleerung jeweils zur gleichen Tageszeit planen und in ein Ritual einbauen („Kaffeetrinken – Zeitunglesen – Stuhlgang“)
  • Regelmäßige körperliche Bewegung
  • Stressabbau
  • ballaststoffreiche Kost mit viel Flüssigkeitszufuhr (1,5 – 2 Liter)
  • Gesäuerte Milchprodukte (Joghurt, Dickmilch, Buttermilch, Kefir)
  • Vermeiden von Weißmehlprodukten, Süßigkeiten, tierischem Fett, Fastfood.

Medikamentöse Therapie bei Versagen der oben genannten Maßnahmen

In früheren Zeiten galt die Therapie mit Abführmitteln als außerordentlich schädlich. Zahlreiche neuere Studien haben aber belegt, dass selbst hohe Dosen über lange Zeit zu keiner Schädigung des Darmes führen.

  • Häufig reichen die vollkommen harmlosen Flohsamenschalen (z.B. Mucofalk®) mit einer ausreichenden Trinkmenge aus. Vorteil dieser Therapie: es kommt selbst bei zu hoher Dosierung zu keinem Durchfall.
  • Im nächsten Schritt kommen Medikamente zum Einsatz, die vom Darm nicht aufgenommen werden, im Darm verbleiben und zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung führen: Lactulose („Milchzucker“) mit dem Nachteil der verursachten Blähungen, aber sehr preisgünstig oder Macrogol (z.B. Movicol®) ohne diese Nebenwirkung
  • Medikamente, welche zu einem Einstrom von Flüssigkeit in den Darm führen. Vorteil: preisgünstig und stark wirksam, Nachteil: möglicherweise Gewöhnungseffekt.
  • Z.B. Laxoberal® oder Dulcolax®
  • Medikamente, welche zu verbesserter Darmbewegung führen und damit vermeintlich die Ursache der Verstopfung beheben: verschreibungspflichtig

Durchfall

Definition

Zu schnelle Entleerung von zu flüssigem Stuhlgang. Ab 3 Stuhlgängen je Tag spricht man von Durchfall.

Akuter Durchfall

Dauert bis zu 2 Wochen an. Ursache ist in den meisten Fällen eine Darminfektion mit Bakterien (z.B. Salmonellen) oder Viren (z.B. Noro- oder Rotaviren). Wenn der Stuhlgang keine Blutbeimengungen aufweist und kein Fieber vorliegt, reicht es aus, ausreichend zu trinken und auf Fett und Milchprodukte zu verzichten. Eine weitere Abklärung muss nicht erfolgen.

Chronischer Durchfall

Von einem chronischen Durchfall spricht man, wenn Durchfall mehr als 4 Wochen anhält. Es muss dann eine Abklärung erfolgen. Neben einer gründlichen Befragung (Anamnese), einer körperlichen Untersuchung und Laboruntersuchungen von Blut und Stuhl wird diese meist eine Ultraschalluntersuchung, eine Koloskopie (Darmspiegelung) und manchmal auch eine Gastroskopie (Magenspiegelung) beinhalten.

Falls diese Untersuchungen kein Ergebnis erbringen, wird die Diagnose eines Reizdarmsyndroms gestellt. Ursache ist hierbei ein zu rascher Transport im Darm mit einer nicht vollständigen Flüssigkeitsaufnahme. In diesen Fällen kann eine symptomatische Behandlung des Durchfalls auch auf Dauer notwendig werden.